Special Agent Steven Taylor jagt die 4 Halunken
Einsam unter dem rotglühenden Himmel seines wüsten Zwischenreiches sitzt THE ROCK auf einem Stein und sinnt nach. Wirr ziehen Gedankenfetzen in seinem Kopf ihre immer schnellere Bahn, derweil die Minuten sich zu Stunden und die Stunden sich zu Tagen summieren. Nichts tut sich nah und fern, als dass die Sonne nur noch wütender und heißer auf ihn und sein Zwischenreich herniederbrüllt.
Irgendwann einmal, schließlich und endlich passiert doch etwas. Da krabbelt unter der großen Zeh seines rechten Fußes eine kleine Spinne hervor. Emsig klettert sie an seiner Wade empor bis zum Nabel. Nach einer kleinen Ruhepause klettert sie immer höher an ihm hinauf, bis sie, auf seiner Stirn angekommen, sich an einem Faden lotrecht in die Tiefe hinablässt zum großen Zeh hinunter. Und kaum unten angekommen, beginnt sie erneut ihren Aufstieg und so geht es weiter, und so geht es fort, bis sie endlich THE ROCK ganz und gar in ihr Spinnennetzkokon eingesponnen hat. Das sieht dann aus wie eine Rodinstatue, die zum Transport eingepackt wurde.
Die Sonne brennt weiter auf das Wüste Land herab.
London, in den ehrwürdige Räumen des Clubs
Samstagnachmittag zur Tea-time. Wie üblich beginnt Prof. Dr. Caspar D. Friedrich Mannheimer seinen Eintrag mit Ort, Datum und Uhrzeit. Sodann verziert er das Geschriebene mit einer Girlande. Ein Ritual, das ihm dazu dient, sich in die Tiefe seines Geistes zu versenken. Gerade ihm als Wissenschaftler obliegt es, sich durch Versenkung des Zustandes seines Geistes zu versichern, wozu sich hervorragend die Technik des Girlandenzeichnens eignet. Er zeichnet also eine Girlande aus Blumen und zu seinem nicht geringen Erstaunen stellt er fest, dass sich die niedliche Reihe aus Blumen in einen „Amorphophallus titanum“ entwickelt, vulgo „unförmiger Riesenpenis“ oder schlicht Titanenwurz. Titanisch in der Tat, denn eine solche Blüte misst in ausgewachsenem Zustand 3 Meter10. Sie verbreitet einen bestialischen Gestank um Fliegen anzulocken. Auf der Suche nach einem verwesenden Tier fliegen sie dann für ihre Eiablage in den sich emporreckenden, nur für eine Nacht geöffneten Blütentrichter, der zudem rot ist wie geronnenes Blut.
„Potztausend!“ entfährt es da dem Professor, „die Vampyrlady!“
Fassungslos blickt er in den Saal. Hat er doch tatsächlich seine Todfeindin vergessen. Athanagilda, oder Tamara Yagelowsk, wie sich die Dame neuerdings nennt.
„Sir Henry James!“, ruft er mit Donnerstimme.
„Sir?!“
„Machen Sie mir eine Verbindung mit dem Kontinent!“
„Sehr wohl, Sir!“
Ich glaube, wir erwähnten bereits, dass die neue Zeit ausgeschlossen ist in den Räumen des Clubs. Dies gilt auch und in Sonderheit für das Fernmeldewesen. Ausnahme sind allerdringendste Notfälle, die keinen Aufschub erlauben, und Sir Henry James, der treue Saaldiener, kombiniert sofort, dass hier ein solcher vorliegt. Innerhalb kurzem ist er zurück mit dem schwarzen Telefon Nr. 1 aus Bakelit.
Professor Doktor Caspar David Friedrich Mannheimer greift zum Hörer und wählt eine Nummer mit ungefähr zwanzig Stellen. Nach einiger Zeit gewahrt er ein Knuspeln und Knispeln in der Leitung.
„Professor Frauenschuh?“ schreit er in die Muschel.
„Am Apparrrrrat!“, kommt es klar und deutlich zurück. Mit gerolltem großem R, ist doch Professor Frauenschuh auch in der Akustik bewandert, und weiß aus seinen Studien, dass ein gerolltes R den Schall über weitere Strecken transportiert als das heutzutage übliche, in Sprecherzieherkreisen auch bekannt als das „faule r“.
„Wie steht es mit dem Wandler?“
„Theorrrretisch gut.“
„Ausgezeichnet! Ich komme.“