17- In der Zwitschermaschine

Ulrike und Günther-Jürgen Klein
DER FLUCH DER VAMPYRLADY
> Special Agent Steven Taylor jagt die vier Halunken <

Kuratiert von Tine Neumann

Eröffnung: Fr 29.03.2019   19 Uhr
Ausstellung: 30.03. – 07.04.   Di – So 14 – 19 Uhr

Ein Roman

Folge 1            Fr 29.03.2019 • 19-22 Uhr
Folge 2            Fr 05.04.2019 • 20-22 Uhr
Folge 3            Sa 06.04.2019 • 20-22 Uhr

Orte der Handlung:

Die glühende Wüste von Arizona, Bobbethal in der Pfalz und die Reichshauptstadt Berlin am Ende des WW II. und New York im Jahre 1979.

Alle Begebenheiten sind wahr.

Die Geschichte der Vampyrlady Tamara Yagelowsk handelt von den Lebenden und den Toten. Wobei die Frage ist, wer zu den Lebenden gehört und wer zu denToten. Ihrer Natur gemäß gehört die Dame Yagelowsk zur Spezies der Untoten. Was zugleich die nächste Frage aufwirft: Gibt es ein Leben nach dem Tod. Und wenn ja, worauf muss ich mich dann mental vorbereiten?

Kann ja sein, dass dereinst, wenn man in sein kühles Grab gestiegen ist, die ganze Scheiße erst richtig los geht.

Capital City

Es ist überhaupt nicht der Fall, dass die Einwohner von Capital City alles nur Gangster und Lumpengesindel sind. Es gibt auch die guten Bürger in Capital City, und die sitzen jeden Sonntag in der Kirche. Egal wie heiß es ist, sie sitzen in ihren guten Anzügen in den Kirchenbänken und warten auf den Pfarrer. Die meisten sind so vom Alter her scheintot oder sehen zumindest so aus, ihre Frauen genauso, und die Töchter sind hässlich wie die Nacht. So sitzen sie also und warten und schlottern vor Angst. Nicht vor dem Jüngsten Gericht oder so, sondern vor dem, was man so Leben nennt. Oder nennen wir es mal ganz neutral Existenz. Von Leben kann nämlich bei dem, was sich in Capital City abspielt, auch beim besten Willen nicht die Rede sein. Dessen ungeachtet haben die Damen so eine Art Tee-Club gebildet, und dieser Club nennt sich die „Liga der Gerechten“. Die Kirche steht so ein bisschen abseits, und das Stück Wüste hinter der Kirche nennt sich Friedhof. Ein paar mickrige Sandhügel stehen da mit Holzkreuzen drauf. Unter den drei Kreuzen ganz links liegen die Pfarrer Numero eins, Numero zwei und Numero drei. Ein bisschen viel für die zehn Jahre seit Gründung der Stadt, was aber auch daran liegen kann, dass generell die Sterblichkeitsrate ziemlich hoch ist. Dutch Brown, der Kirchendiener und Totengräber, hat vor ein paar Wochen erst den dritten Pfarrer beerdigt und wo er gerade dabei war, hat er auch schon das Grab für den Herrn Pfarrer Nummer 4 geschaufelt. Machen wir uns nichts vor, über kurz oder lang wird auch Pfarrer Nummer 4 mit einem Strick im Glockenturm hängen wie die anderen auch.
Vom Kircheninneren dringt der Klang eines krächzenden Harmoniums nach draußen, begleitet vom schwindsüchtigen Gesinge der Gemeinde. „Ein feste Burg ist unser Gott“ könnte das sein, oder so was Ähnliches. Kläglich verweht es im heißen Wind.

***

Raum 1

Capital City

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Raum 2

Das Totenreich

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Raum 3

Die Bar

Wer unter den Sterblichen seine Zeit im Totenreich abgesessen, die sieben Stationen der Läuterung durchlitten hat und voll ist der Reue über seine Sünden, dessen Kehle trocken und dessen Herz übervoll ist der guten Vorsätze und also geläutert, der betritt eine mit feinster Täfelung aus purem Gold ausgearbeitete Bar, um sich in Gesellschaft von Kollegen, Freunden und Anverwandten, mit Hochprozentigem die Kehle zu benetzen. 

Über den Dächern von New York
Wahnsinn, diese Gegend, allein die Geschäfte, die Auslagen. Wer hier wohnt, darf sich zu den oberen Zehntausend im Speziellen rechnen. Der Aufzug, in den Mary vor drei Minuten eingetreten war, fährt immer weiter himmelwärts bis er endlich mit einem Ruck zum Stehen kommt. Als die Tür zur Seite gleitet, befindet sie sich in einem Raum von der Größe einer mittleren Turnhalle. Ganz am anderen Ende vor einer gläsernen Front, die offenbar auf die Dachterrasse führt, macht sie eine Silhouette aus, die ihr freundlich zuwinkt. In diesem großen Zimmer wirkt Mrs. Snyder noch zierlicher als sie ohnehin ist. Mary stakst auf sie zu, geblendet von der Überfülle an Gold, das ihr vom falschem Stuck an der Decke und allerlei Zierarten an den Wänden und über den Türen entgegenglänzt. Sieht schwer nach 19. Jahrhundert aus, wie die riesige Wanduhr aus geschnitzter Eiche, die sie an einen aufrecht stehenden Sarg erinnert, zwischendrin grelle Sechziger Jahre Möbel und teurer Krimskrams aus allen möglichen Moden und Stilen, was insgesamt eine schwer psychodelische Wirkung auf Mary ausübt. Wenn die Hölle in Gold gefasst wäre, dann würde sie ungefähr so eingerichtet sein. Während sie sich im Slalom in Richtung Mrs. Snyder bewegt, bleibt Marys Blick fasziniert an zwei goldenen Staunen hängen, zwei prächtigen Löwen.

saluti da Venezia